Auf dem Dach der Weltstadt
Ein wildes Lokal auf dem Dach eines ehemaligen Autolagers. Doch es steckt noch mehr dahinter als nur ein ungewöhnlicher Ort: Ein Gespräch mit „Gro Spiseri“-Manager Steffen Steen Kristensen über nachhaltige Gastronomie und Gemüseanbau in der Großstadt.
Wie kommt man auf die Idee, ein Restaurant mitten in einem urbanen Gartenprojekt zu betreiben?
2014 haben meine Kollegen Kristian und Livia das Farmprojekt Østergro gegründet. Øster kommt dabei von unserem Kopenhagener Stadtteil Østerbro, und gro heißt auf Dänisch wachsen. Damals hatten beide das Gefühl, ein Restaurant wäre eine gute Ergänzung. Also haben sie unser gläsernes Gewächshaus für Pop-up-Events vermietet. Wenig später wollte jemand ein ständiges Restaurant hier betreiben, und nach zwei Jahren haben wir es übernommen. Unsere Farm und alle Projekte, die wir rund um das Thema lokale Landwirtschaft betreiben, machen sehr viel Arbeit. Wir wollten es einfach selbst in die Hand nehmen, damit das Restaurant am besten davon profitiert.
Aber zuerst entstand der Garten auf dem Dach …
Genau. Livia hatte vorher ein Praktikum in New York bei „Brooklyn Grange“ gemacht, ein amerikanischer Vorreiter in diesem Bereich. Zurück in Kopenhagen wollten Kristian und sie auf Anhieb ein ähnliches Projekt realisieren – nur die richtige Location fehlte. Dann kam Jac Nelleman auf uns zu. Sie müssen wissen, wir sitzen hier auf einem alten Lagerhaus, das dem ehemaligen, dänischen Rennfahrer gehört. Hier wurden früher Autos gelagert und versteigert. Somit ist das Flachdach extrem tragfähig, bis zu 400 Kilogramm pro Quadratmeter! Das ist in Kopenhagen echt selten. Wir haben einen Vertrag mit Jac gemacht: Er stellt uns das Dach zur Verfügung und im Gegenzug darf er hier so oft essen, wie er möchte. Wir wurden außerdem von einem Fonds für Bio-Landwirtschaft und „Klimaquartier” unterstützt. Letzteres ist ein Nachbarschaftsprojekt. Kopenhagen hat nämlich ein großes Problem: den Regen. Die Stadt hat viele geschlossene Oberflächen, und bei heftigen Schauern kann das Wasser nicht ablaufen. Deshalb werden Projekte unterstützt, die Experimente und Lösungen in Sachen Klima-Anpassung zeigen.