Chapels of Living | ReClaimed Architecture
Historische Gebäude einem neuen Zweck zuzuführen, ist eine Riesenherausforderung für Planer:innen. Denn bestmöglich sollte der alte Charme erhalten bleiben, ohne dass der Umbau auf Kosten der Ansprüche an moderne Architektur geht. Im neuen stilwerk Magazin „Comeback Issue" zeigen wir Ihnen wie aus zwei historischen Kirchen in Utrecht/Niederlanden himmlische Wohnungen wurden, in denen sogar Orgel, Putten und Kirchenbänke einen neuen Platz gefunden haben. Göttlicher kann man nicht leben!
Wenn Sonnenstrahlen durch die bunten Glasfenster der Kapelle fallen, tanzen Farbflecken auf der Dunstabzugshaube. Moment, auf der was? Früher kamen hier, in der kleinen neogotischen Kirche in Utrecht, höchstens Menschen unter die Haube. Jetzt wird am selben Ort gekocht und gewohnt – in wahrhaft göttlichem Ambiente. Die „Chapel of Living“ ist kein Gotteshaus mehr, sie ist jetzt ein Designhaus, in dem, der Name verrät es, gewohnt wird. Mit minimalistischer Einrichtung und maximalem Wow-Faktor: weiß getünchte Wände, Putten am Fensterrahmen und ein offener Wohnbereich mit Galerie sowie einer Orgel, die immer noch Töne spuckt. Das Kontrastprogramm im En-Suite-Schlafzimmer mit freistehender Badewanne: Wände in samtigem Off-Black und über allem pendeln üppige Kronleuchter. Etwas Prunk muss sein, schließlich war das hier sogar eine katholische Kirche. Eine, die viele Jahre leer stand: 250 ungenutzte Quadratmeter mitten in der City – kein unübliches Phänomen in den Niederlanden. Mehr als 1.000 dieser kleinen Kapellen wurden ab 1970 verrammelt und verriegelt und zum größten Teil abgerissen.