Eine Lebenswerte Stadt ist wie eine gute Party
Er machte Kopenhagen zur lebenswertesten Stadt der Welt, plante eine Fußgängerzone am New Yorker Times Square und baute Moskaus Innenstadt um: Der dänische Architekt Jan Gehl gilt als einflussreichster Städteplaner.
Es gibt nur wenige Dinge, die Jan Gehl aus der Ruhe bringen. Zum Beispiel Schnee auf der Straße: In Kopenhagen stehe ihm das weiße Zeug bis zum Knie, erklärt er am Telefon. Ob wir unser Gespräch kurz halten könnten? Er müsse Schnee schaufeln, der Weg vorm Haus habe Vorrang. Zuerst die Fußgänger…
Bei diesem Architekten stehen nicht ohne Grund die Schwächsten im Straßenverkehr an erster Stelle.
Die Städte des 21. Jahrhunderts gehören nicht den Autos, sondern den Menschen,
predigt Gehl seit 50 Jahren. Zu Beginn für seinen humanistischen Ansatz belächelt, zählt der Däne heute zu den gefragtesten seines Faches. Denn Gehl, dessen Atelier eher wie eine Studenten-WG aussieht und nicht wie eines der renommiertesten Stadtplanungsbüros weltweit, setzt dort an, wo heute viele Stadtplaner nicht weiterwissen: Derzeit leben etwa die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, 2050 könnten es doppelt so viele sein. Schon heute stehen Metropolen wie New York oder Moskau vor dem Verkehrskollaps. Und so holen sich Politiker und Stadtplaner Rat beim Dänen, der mit seinem Konzept die Menschen wieder auf den Bürgersteig und aufs Fahrrad holen möchte. Die Frage ist dabei stets die gleiche: Wie kriegen wir mehr Leben in unsere Stadt.