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#einefragedesdesigns: Fabio Novembre

Er entwarf eine Sonderedition des „Componibili“ für eine Extraportion gute Laune: „Smile“ wurde von Kartell zum 50-jährigen Jubiläum des Container-Klassikers gelaunched. Wir haben uns mit dem Designer und Architekten hinter dem Design über seine Anfänge, Memphis und Inspiration unterhalten.

Der italienische Architekt und Designer Fabio Novembre hat bereits für Marken wie Cappellini und Driade gearbeitet, aktuell ist seine „Componibili“-Sonderedition „Smile“ für Kartell in aller Munde. Er absolvierte in Mailand ein Architekturstudium und zog 1993 im Alter von 27 Jahren nach New York, um Filmregie zu studieren. Schnell wandte er sich allerdings dem Design zu und verlegte seinen Wohnsitz nach Hongkong, wo er sein erstes Projekt für die Modedesignerin Anna Molinari verwirklichte. 1994 zog es Novembre zurück nach Mailand, von wo aus er weitere Geschäfte für Anna Molinari entwarf, die in London, Singapur und Taipei eingerichtet wurden. Danach gestaltete er zunächst weitere innenarchitektonische Objekte, darunter Hotels, Bars, Restaurants und Showrooms. Seit 2001 widmet sich Novembre verstärkt dem Möbeldesign.

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2009 stellte Novembre auf der Mailänder Möbelmesse das Stühlepaar „Him“ und „Her“ für Casamania vor. In der Frontansicht erinnert das Paar an den „Panton Chair" von Vitra, auf der Rückseite zeigen die aus Polyethylen geformten Stühle jeweils einen plastisch ausgeformten, knienden Männer- beziehungsweise Frauenkörper. Nackte Körper oder Körperteile tauchen in Novembres Portfolio häufig auf. So schmückt beispielsweise der Eingang des Londoner Anna Molinari Store ein Rahmen aus Frauenbeinen, das Shu Café in Mailand ist dafür mit überdimensionalen Frauenarmen dekoriert. Das Ledersofa „Divina" für Driade erinnert formal an ein Möbelstück der 1920er Jahre, ist jedoch mit einer Rückenlehne ausgestattet, die wie eine nackte, sich räkelnde Frau aussieht.

Wir haben uns mit dem Mailänder Designer und Architekten Fabio Novembre über seine Anfänge, Memphis und Inspiration unterhalten.

Initialzündung?
Wie ich mit dem Design angefangen habe? Versehentlich, wie die meisten Dinge in unserem Leben. Nach dem Studium der Architektur am Politecnico in Mailand, studierte ich Filmregie an der New York University. Nach nur einem Jahr in New York erhielt ich meine erste architektonische Aufgabe: ein Modegeschäft in Hongkong für die italienische Modemarke Anna Molinari. Die Designerin selbst, Anna Molinari, entdeckte mich in New York, umgeben von einer Gruppe sehr cooler, kreativer Freunde. Sie war sich meiner völligen Unerfahrenheit bewusst, aber sie vertraute auf mein Potenzial. Sie sah das Funkeln in meinen Augen, noch bevor ich es bemerkte. Ich brauchte die Erfahrung von Hongkong, um mir selbst zu zeigen, dass ich gut darin war: Ich drehte sozusagen dreidimensionale Filme.

Liebstes Designstück im Alltag?
Ich glaube, dass der menschliche Körper das perfekteste Designstück in der Natur ist, und ich danke Gott dafür. All meine Designs haben den menschlichen Körper als Inspirationsquelle.

Lieblingsplatz zu Hause?
Wegen meiner südländischen Kultur habe ich mein ganzes Leben in der Küche verbracht. Es ist der Ort, wo alle zusammenkommen, wo Altersunterschiede nicht zählen. Es ist ein ritueller Ort mit Geruch und Geschmack, ein Ort in dem sich alles ändert. In meinem Buch „Design explained to my mother" erzähle ich die Geschichte, wie ich von der Schule nach Hause kam und versuchte, meiner Mutter alles zu erklären, was ich gelernt hatte; naja, nach ein paar Minuten hat sie mich liebevoll angeschaut und fragte: „Was soll ich dir heute kochen?". Es ist die italienische Art, Liebe zu zeigen, das einzige Land, in dem ein Gespräch immer damit endet, das über Essen geredet wird.

Kreativität?
Ich habe eine sehr lebhafte visuelle Vorstellungskraft: Meine Augen können in jeder Situation eine parallele Realität sehen. Mein Limit ist, dass ich nicht gut bin, Dinge mit meinen eigenen Händen zu machen, sagen wir, dass ich immer ein Denker gewesen bin. Deshalb war es immer einfacher, zu reden oder zu schreiben, um meine Ideen und Absichten zu erklären.

Lieblingsmaterial?
Ich habe Materialien immer als Schauspieler für meine 3D-Filme betrachtet. Die Auswahl eines Materials ist wie ein Casting für den Charakter der Geschichte, die ich erzählen möchte. Als großer Fan von Frederico Fellini war Glasmosaik lange Zeit mein Lieblingsmaterial, aber ich habe wirklich einen offenen Zugang zu jedem Material. Egal, ob natürlich oder künstlich.

Helden?
Ich bin in den 1980er Jahren in Mailand aufgewachsen, sodass die Radical-Design-Welle für mich sehr faszinierend ist. Die zwei Hauptcharaktere, die ich immer geschätzt habe, sind: Ettore Sottsass und Alessandro Mendini. Später hatte ich die Möglichkeit, mich mit beiden persönlich anzufreuden. Abgesehen von ihrer physischen Arbeit ist ihr theoretisches Erbe enorm. Bücher mit ihren Skripts sind immer noch die Highlights meiner Bibliothek. Und, wichtiger als alles andere, sie sind zwei wundervolle Menschen!

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Stil?
In einem Buch, das ich 1995 unter dem Titel „South of Memphis" geschrieben hatte und für das Ettore Sottsass das Vorwort verfasste, habe ich versucht, eine neue Designkategorie namens „Techno Pop Surfer" zu definieren. Es ist eine Mischung aus Technologie und Popkultur, die sich dem Geist des Surfers annähert: Stil und Leichtigkeit zugleich. Alessandro Mendini nennt mich deshalb bis heute den „Techno-Pop-Surfer."

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