#einefragedesdesigns: GRAFT

Dynamisch, kraftvoll, inspirierend, lösungsorientiert, innovativ, verbindend, futuristisch, künstlerisch, musikalisch, experimentell: alles Eigenschaften, die die international renommierten GRAFT Architects beschreiben. Mit stilwerk erfahren Sie, woher die Architekten diese Kreativität nehmen und wo sie Kraft schöpfen.

Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit gründeten 1998 das Architekturbüro GRAFT in Los Angeles. Drei Jahre später folgte das zweite Büro in Berlin und 2004 ein weiteres in Peking. Kennengelernt hatten sich die drei Architekten beim Studium an der Technischen Universität Braunschweig, bevor Lars Krückeberg und Wolfram Putz nach Los Angeles an das Southern California Institute of Architecture für ihren Masterabschluss wechselten. Gleich zu Beginn arbeiteten die jungen Architekten schon für Hollywood-Stars, wie Brad Pitt. Der Glamourfaktor half beim Aufbau eines mittlerweile weltweiten Renommees. Heute arbeitet GRAFT an Großprojekten, beispielsweise den Paragon Apartments in Berlin, genauso wie an innovativen kleineren Konzepten, wie dem preisgekrönten BRLO Brwhouse in Berlin, das in seiner industriellen Container-Ästhetik kulturelle und kommerzielle Architektur verbindet. Dabei steht immer das Zusammenfügen und Verbinden unterschiedlichster Anforderungen und experimenteller Ansätze im Vordergrund. Der Name GRAFT, ein englischer Begriff aus der Botanik, soll genau diese Hybridisierung verdeutlichen. 

2010 realisierte auch stilwerk ein Projekt mit GRAFT. Der „Phantom Table“ der aus dieser Kooperation entstand, begeistert mit seinen geschwungenen Linien. Aus einer Form gegossen, scheint ein weißes Tischtuch durch den Raum zu schweben. Diese formale Leichtigkeit jedoch täuscht. Der Tisch ist stabil und bietet zehn Personen ausreichend Platz. Auch für Besprechungen und kreative Dialogprozesse, die den Gründern von GRAFT so wichtig sind, eignet sich der „Phantom Table“ hervorragend. 2021 der ikonische Tisch im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums von stilwerk Teil einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. Mit stilwerk haben Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit über Kreativität, Werte und Stil gesprochen. 

Initialzündung?
Wolfram Putz: Wir sind drei Gründungspartner bei GRAFT und haben den Weg zur Architektur auf sehr unterschiedliche Weisen gefunden. Keiner von uns wollte ursprünglich Architektur studieren. Lars begann zunächst mit Kunstgeschichte, Philosophie und Grafik, Thomas suchte kreativen Ausdruck in seiner Musik und ich in Erlebnis und Atmosphäre als Bergsteiger.

Thomas Willemeit: Trotzdem haben wir uns alle für ein Architekturstudium entschieden, da sich all diese Dinge in der Baukunst vereinen. Das Architekturstudium hat uns unterschiedliche Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks geboten. Enge Freunde sind wir aber durch unseren A Capella Chor „A-Cantus“ geworden. Beim Singen muss man einander zuhören, um gemeinsam eine größere Harmonie zu schaffen. Das nutzt uns noch heute.

Liebstes Designstück im Alltag?
Lars Krückeberg: Der Aeron Chair von Hermann Miller: Ich habe ihn in Los Angeles gekauft und von dort mitgenommen. Es ist ein echt guter Stuhl, auf dem ich viel zu viel sitze, aber wenigstens sitze ich gut darauf. 

Lieblingsplatz zu Hause?
Lars Krückeberg: Für mich ist dieser derzeit auf der Dachterrasse: um Mitten in der Stadt und zugleich aus der Stadt weg zu sein. Meine Familie und ich haben uns einen kleinen Garten über den Dächern Berlins eingerichtet, unter anderem mit einer Hanfpalme als Erinnerung an Los Angeles. Dort hat sich GRAFT gegründet und dort wurde meine erste Tochter geboren.

Kreativster Ort?
Thomas Willemeit: Wenn wir gemeinsam oder mit unseren Kollegen frei nachdenken können. Sei es in der Diskussion, in der Auseinandersetzung oder im Dialog.

Lars Krückeberg: The creative silence – Ideen entstehen auch, wenn man nicht mehr nachdenkt. Wasser löst bei mir zum Beispiel eine Kreativität aus, weil es beruhigt. Das kann morgens unter der Dusche sein oder sitzend auf dem Surfboard.

Helden?
Thomas Willemeit: Heldenverehrung ist nicht unsere Sache. Der Held ist ein schwieriger Begriff, der eigentlich am Leben vorbei geht. Helden entstehen im Moment. Sie werden nicht gemacht.

Lars Krückeberg: Es gibt allerdings Menschen, die wir bewundern: wie z.B. Michelangelo Buonarroti, der gegen alle Widerstände seine Art von Kunst und Architektur durchgesetzt hat. Menschen wie Oscar Niemeyer, der für die Elite Unglaubliches geschaffen hat. Gleichzeitig hat er sich für die weniger privilegierten Menschen stark gemacht.

Wolfram Putz: Wir schauen auch zu Menschen auf, die Träume haben und diese verwirklichen, wie die Erstbesteigung des Mount Everest durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Das sind bewundernswerte Persönlichkeiten, da sie etwas wagen und etwas Neues schaffen, den sicheren Boden verlassen und terrain vague betreten. 

Markanter Wohnort?
Lars Krückeberg: Wir haben in Los Angeles und in Peking gelebt. Heute wohnen wir in Berlin. Wir sind in Deutschland groß geworden und sind daher selbstverständlich stark von der Wertegesellschaft in unserem Land geprägt. Darüber hinaus ist die Frage interessant, wie man sich weiterentwickelt. Ein prägender und wichtiger Einfluss war dabei ohne Zweifel Los Angeles: die Lehre am Southern California Institute of Architecture, poststrukturalistische Denken, der freiere Umgang mit dem Computer, der zur Virtuosität führen kann. Hinzu kamen ein Grundvertrauen und ein Optimismus gegenüber der Zukunft. Wir durften als unerfahrene Architekten ohne Netzwerke erleben, dass man auch jungen Talenten vertraut. So konnten wir unsere Firma gründen, um dann mit etwas Thermik auch wieder zurück nach Deutschland zu segeln.

Paragon Apartments will be open for (registered) public. On June 9th, founding partner Thomas Willemeit and Katrin...

Posted by GRAFT on Mittwoch, 10. Mai 2017

Stil?
Lars Krückeberg: Wir haben uns ganz früh entschieden, keine Signatur auszubilden. Wir empfinden sie als Design-Sackgasse. Zwar bewundern wir die formale Kraft einer Zaha Hadid. Ihre Signatur verhindert jedoch eine formale Anpassung an Anforderungen, beispielsweise im Wohnungsbau.

Thomas Willemeit: Der Name GRAFT bedeutet Zusammenführen von unterschiedlichen Parametern, Synthese, Pfropfen, Veredelung im Weinbau. Wir sind Freunde des „Sowohl-Als-Auch“ und nicht des „Entweder-Oder“. Wir dursten nach Entgrenzung, nach dem Neuen, nach dem Möglichen im angeblich Un-Möglichen. In einer dynamisierten und globalisierten Welt darf man keine Angst haben das Neue, Fremde, ja vermeintlich Gegenteilige zu kennenzulernen und zu nutzen.

Wolfram Putz: Ein Mentor in Amerika hat zu uns einmal gesagt: „Taste is the lack of appetite“. Das bedeutet, einen besonderen Geschmack kann man sich in einem sehr kleinen elitären, ästhetischen Rahmen leisten, aber komplexen Problemen kann man nur mit echtem Hunger beikommen. Dafür sollte man auf einen eigenen Stil verzichten. Beziehungsweise ist zur Repetition von Stilelementen und Typologien verdammt. Das heißt unser Stil ist der Versuch immer wieder neu Nachzudenken mit unbekanntem Ausgang. Es ist das Privileg eines solchen Vorgehens überraschende Lösungen zu entdecken und für wirklich jeden potentiellen Kunden zugänglich zu sein.

#einefragedesdesigns

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