Initialzündung?
Ich habe als Kind schon gern gezeichnet. Unterwasserstationen, Städte in der Zukunft, einfache Kinderzeichnungen halt. Das bewusste Erleben von Architektur kam mit zwei Projekten, beide aus 1997. Das Commerzbank Hochhaus in Frankfurt von Norman Foster und der Bahnhof Stuttgart 21 von Christoph Ingenhoven, der als Wettbewerb durch die Presse ging. Gärten mit großen Bäumen mitten in einem Hochhaus und ein unterirdischer Bahnhof, der trotzdem völlig lichtdurchflutet daherkam. Das hat mich total beeindruckt. Erst da rückte der Beruf des Architekten bewusst in meinen Fokus, wahrscheinlich auch deshalb, weil es so langsam konkret wurde mit der Berufswahl.
Liebstes Designstück im Alltag?
Das ist ein großer Alukoffer. Den habe ich im Dunkeln auf dem Sperrmüll gefunden. Erst zuhause habe ich erkannt, was das für ein Schatz ist. Ein Original Rimowa mit Macken und Beulen und dazu Aufklebern aus Asien, der Karibik und Südamerika! Ich habe bis heute keine Ahnung, warum man sich von so etwas trennt. Leider ist er mit mir seitdem nicht mehr ganz so weit gereist. Wenn er nicht in Gebrauch ist, hat er einfach seinen Platz bei uns zuhause im Flur und ich schaue ihn gern an. Das ist für mich der Begriff von gutem Design: Absolut alltagstauglich und praktisch, dabei trotzdem schön und dauerhaft.
Lieblingsplatz zu Hause?
Das ist unsere Dachterrasse mit vielen Pflanzen und Sträuchern und dem Blick in die benachbarten Baumwipfel. Da kann man bei schönem Wetter den ganzen Tag verbringen oder eben auch mal zehn Minuten zum Durchatmen, wenn es zum Beispiel im Homeoffice wieder hoch her geht. Das entspannt mich jedes Mal ungemein.
Kreativster Ort?
Das kommt darauf an. Architektur ist in erster Linie ein Mannschaftssport, deshalb oft am überfüllten Besprechungstisch mit Kaffeetassen und Skizzenpapier. Lösungen für Probleme kommen mir aber auch häufig dann, wenn die Arbeit nicht im Fokus steht, zum Beispiel auf dem Rennrad, alleine draußen in der Natur.
Helden?
Wenn es um Architekten geht, habe ich keine Helden. Ich denke der Begriff ist zu groß dafür. Helden sind für mich Menschen, die auch unter persönlicher Gefahr gegen Diskriminierung, Umweltzerstörung und Armut kämpfen. Das können natürlich dann auch wieder Architektinnen und Architekten sein. Es gibt tolle Projekte, wo beispielsweise in Entwicklungsländern mit einfachsten Mitteln wunderbare Architektur entsteht.
Markantester Wohnort?
Das war definitiv London. Ich habe vier Jahre lang bei Foster + Partners gearbeitet und immer recht nah am Büro gewohnt. Es gibt dort die typischen viktorianischen Reihenhäuser en masse. Das heißt aber noch lange nicht, dass es einfach war ein Zimmer dort zu finden. Ich sage bewusst Zimmer, denn an eine ganze Wohnung war auch damals schon aufgrund der hohen Mieten nicht zu denken. Es war sehr viel Bewegung auf dem Immobilienmarkt, sodass die Häuser ständig veräußert wurden oder man uns aus Eigenbedarf kündigte. Alles in allem bin ich viermal innerhalb des Viertels umgezogen. Da hat sich am Ende eine recht gute logistische Routine eingestellt. Die Umzüge erfolgten nämlich immer zu Fuß oder mit dem öffentlichen Bus.
Stil?
Für mich hat jeder Baustil seine Berechtigung, solange er echt ist und nicht zur aufgesetzten Folklore überstilisiert wird. Ich mag Gebäude, bei denen sich Idee und Funktion über einfache geometrische Formen direkt auf den ersten Blick erschließen. Das eingangs erwähnte Commerzbank Hochhaus in Frankfurt ist immer noch ein gutes Beispiel dafür. Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist die Berücksichtigung von Bedürfnissen der Gebäudenutzer. Wenn dann neben einer nachhaltigen Materialwahl auch noch gut durchdachte und handwerklich sauber ausgeführte Details hinzukommen, kann man von guter Architektur sprechen.
#einefragedesdesigns