Seitens vieler Architekten scheint es Vorbehalte gegenüber Stoffen zu geben, gerade bei moderner Bauweise. Warum ist das so?
Nun ja, wir sind keine klassischen Architekten. Wir verwenden sehr, sehr viele Textilien: Möbelbezüge, Vorhänge – wir lieben Stoffe! Sie verleihen dem Interieur auf ganz natürliche Weise einen Wert. Zum Beispiel lässt sich eine starke Farbe einbringen, die trotzdem nicht einnehmend wirkt. Außerdem verbessern sie die Akustik, die ganze Atmosphäre. Stoff hat so viele Qualitäten. Und er wirkt nicht, als würde man etwas hinzufügen, nur um etwas hinzuzufügen.
Enrico, was mögen Sie am skandinavischen Design?
Die Skandinavier haben einen besonderen Ansatz, eine Energie. Nicht dass die Italiener keine hätten. Aber in Skandinavien herrscht eine positive Einstellung wie im zweiten Golden Age des Möbeldesigns. Die Akteure sind erfolgreich, energiegeladen, sehr jung. Italien hatte diesen Generationswechsel nicht. Die ältere Generation regiert noch immer mit der gleichen Mentalität und das steht neuen Dingen häufig im Weg. Meiner Meinung nach verstehen die Dänen es besser, sich auf die Perspektiven der neuen Welt einzulassen. Die Italiener schauen eher zurück. Das finde ich problematisch. Aus Italiener bin ich dankbar, früh von den Skandinaviern gefördert worden zu sein. Wenn ein junger Däne in einem Café arbeitet, kann er ein gutes Leben haben, das es ihm erlaubt, optimistisch zu sein. Vielleicht ist dieser Optimismus die beste Qualität, um etwas zu entwerfen.
Stine, was mögen Sie besonders am italienischen Design?
Die leidenschaftlichen Menschen. Ich bin fasziniert von dem Stolz, der einem überall in den Manufakturen begegnet. Egal wie weit man in der Wertschöpfungskette zurückgeht, jeder Einzelne fühlt sich geehrt, ein Stück von etwas erschaffen zu dürfen. Die Italiener geben immer alles, die Lösung für ein Problem zu finden, um etwas zum gewünschten Ergebnis zu bringen. Das Handwerk an sich ist in Dänemark nicht so präsent.