La Fábrica und Antivilla | Reclaimed Architecture
Verzaubert von der Magie des Ortes wurde der Architekt Ricardo Bofill selbst zum Zauberer und verwandelte eine ehemalige Zementfabrik in eine Wohnvilla der Extraklasse. Und Arno Brandlhuber entkernte eine Textilfabrik und schuf eine Antivilla mit rauer Oberfläche.
In der Serie Reclaimed Architecture widmet sich stilwerk architektonischen Fossilien, die dank großer Visionen wieder zum Leben erwachen und als einzigartige Juwelen ganze Stadtviertel prägen – fantasievoll, elegant und inspirierend.
Umgebaute Gewerbebauten sind Herzensprojekte, praktische Vorteile, so zahlreich sie auch sein mögen, bilden selten die treibende Kraft. Schon gar nicht aber bei Ricardo Bofills „La Fábrica“. Als der heute 77-jährige Architekt 1973 durch einen Zufall nicht weit von Barcelona auf eine verlassene Zementfabrik stieß, war es sofort um ihn geschehen: „Der ganze Platz, die Licht- und Schattenverhältnisse, die plastischen, haptischen Oberflächen, alles einzigartig, weil es heute kaum noch so hergestellt wird.“ Bofill kaufte sie und griff zu drastischen Mitteln. Mit Dynamit und Presslufthammer legte er Räume offen und befreite die Silos von eingetrocknetem Zement. Wie ein Bildhauer arbeitete er die Grundform des Gebäudes heraus und schafft alles beiseite, was die Anmut des Ortes zerstörte. Heute hat Bofill die acht verbliebenen Beton-Zylindern und das labyrinthische Raumwirrwarr dazwischen längst zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht, mit seinen Privaträumen und der „Taller de Arquitectura“, der Architektur-Werkstatt. Im beeindruckenden, ehemaligen Maschinenraum mit seinen dreizehn Meter hohen Decken empfängt er Gäste, veranstaltet Partys und Konzerte.