Park Hill | Reclaimed Architecture
Manche Bauwerke sind erst auf den zweiten Blick schön. Zum Glück gibt es Menschen, die nicht nur das marode Hochhaus sehen. Sondern sein wahres Potential. Und ihm ein aufregendes zweites Leben schenken.
In der Serie Reclaimed Architecture widmet sich stilwerk architektonischen Fossilien, die dank großer Visionen wieder zum Leben erwachen und als einzigartige Juwelen ganze Stadtviertel prägen – fantasievoll, elegant und inspirierend.
„I love you, will you marry me“, hat jemand auf eine der Brücken gesprüht, die die graubraunen Beton-Kolosse verbinden. Wer genau hinguckt, kann noch den Namen entziffern: An eine „Clare“ war der Heiratsantrag gerichtet. Der Mann, der 2001 mit einer Sprühdose in der Hand irgendwo im neunten Stock zwischen den Flanken der brutalistischen Wohnblöcke hangelte, um besagte Clare für sich zu gewinnen, soll schlimme Höhenangst gehabt haben. Geheiratet haben die beiden nie, das Graffiti aber blieb. Wie die Hoffnung, die die heruntergekommene Platte gleich hinter dem Hauptbahnhof von Sheffield von Anfang an umwehte.
Die Wohnklötze von Park Hill entstanden Ende der 1950er-Jahre, entworfen von Jack Lynn und Ivor Smith, angelehnt an Le Corbusiers‘ bekannte „Unite d’Habitation“ in Marseille. Aus dem Bahnhofsghetto sollte eine respektable, aber bezahlbare Wohngegend werden. Es gab Stahl, es gab Arbeit, es gab eine Perspektive. Doch irgendwann verkamen die „streets in the sky. Aus der vertikalen Stadt mit den breiten Außenfluren wurde wieder ein sozialer Brennpunkt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: 1998 wurde Park Hill unter Denkmalschutz gestellt. Ein Wendepunkt. Die Regierung beauftragte das Planbüro Urban Splash, spezialisiert auf Abrisskandidaten, sich der 995 Wohnungen anzunehmen. Utopia was back on.