Das passt in eine Zeit, in der die Wegwerfkultur nicht mehr zu toppen scheint und die Produktlebenszyklen immer kürzer werden. Als Gegenposition. Als Gegentrend. Doch Recycling bedient noch weit mehr Sehnsüchte. Seit der LOHAS-Bewegung (Lifestyle of Health & Sustainability) fühlen sich Verbraucher wieder bestärkt, dass Konsum doch die Welt retten kann, solange man sich für die richtigen Produkte entscheidet. Ökologisches Bewusstsein darf inzwischen auch formalästhetisch eine Vorreiterrolle übernehmen. Beispiele wären die Elektroautos BMW „i3“ und „i8“. Es ist cool, wenn Produkte wie diese auf verantwortungsvolle Träger oder Käufer verweisen. Damit gehört die Integration von Recyclingmaterialien plötzlich wie selbstverständlich zu den modernen Produktkonzepten.
Vorbei sind auch die Zeiten der Wollsocken-Romantik – die Entwicklung geht hin zu CleanTech, das heißt dem Einsatz sauberer Technologien. Dafür steht auch Timo Perschke mit seinem Outdoor-Sportlabel Pyua. Seine Wintersportbekleidung wird aus recycelten oder recycelfähigen Materialien im sogenannten Closed-Loop-Recycling-System gefertigt, mit dem Energieverbrauch und CO2-Ausstoß reduziert und Ressourcenverschwendung vermieden wird.
Neben der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit gibt es noch ein weiteres Argument, warum das Thema Recycling sich immer weiter vom hässlichen Entlein zum Schwan mausert: Für die Werbeagenturen ist „Storytelling“ zur multimedialen Hauptbeschäftigung geworden. Das heißt: Die Geschichten hinter den Produkten gewinnen an Bedeutung. Und auch diesbezüglich hat Recycling naturgemäß einiges auf Lager.
Christine Centmayer empfindet Upcycling als die perfekte Lösung, um „ein Erbstück, das in seiner ursprünglichen Form nicht mehr zu unserem Lebensstil passt, einer neuen Funktion oder einem neuen Stil zuzuführen“. Beim Upcycling (aus dem Englischen „up“ für „hoch“ oder „auf“ und „recycling“ für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“) werden Abfallprodukte oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es bei dieser Form des Recyclings zu einer stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material reduziert die Neuproduktion von Rohmaterialien und verringert damit Energieverbrauch, Luft- und Wasserverschmutzung sowie Treibhausgasemissionen. Centmayer verpasst mit Ihrem Upcycling Label Deckeln von Kaffeekannen, Zuckerdosen oder Karaffen, die länger als das dazugehörige Behältnis überdauert haben, individuelle, handgedrechselte Holzkörper. So bleiben es Liebhaberstücke, gleichzeitig werden es aber auch zeitgemäße Gefäße.