Vergessen Sie den Geniestreich des Einzelnen
Vom ersten Unterwasserrestaurant Europas bis zum spektakulären Opernhaus in Oslo: Snøhetta zählt zu den erfolgreichsten und innovativsten Architekturbüros der Welt. Direktorin Jette Cathrin Hopp, die am 4. April 2022 auch bei ReFraming Architecture von stilwerk als Speaker zu Gast war, erklärt welcher Arbeitsethos hinter den Projekten steht und wie das Bauen von morgen funktioniert.
Welche Themen beschäftigen Architekten heute?
Jette C. Hopp: Urbanisierung, Digitalisierung und Klimakrise. Schon vor der Pandemie stand die Welt vor einer Reihe globaler Transformationen im Bereich des Bauwesens und der Architektur. Da die Weltbevölkerung voraussichtlich noch vor dem 22. Jahrhundert die Grenze von zehn Milliarden Menschen erreicht, wird der Bausektor die Megatrends, die unseren Planeten umgestalten, verstehen müssen. Auf einem endlichen Planeten, auf dem unbegrenztes Wachstum erwartet wird, um unsere wachsende Bevölkerung zu ernähren, erfordern diese Zeiten große Veränderungen.
Wie geht Snøhetta diese Themen an?
Jette C. Hopp: Unsere Arbeit zielt darauf ab, die Wahrnehmung der Umgebung, der Identität und der Beziehung zu anderen Menschen und den physischen Räumen, die wir bewohnen, zu stärken. Egal ob sie natürlich oder vom Menschen geschaffen sind. Mit mehr als 280 Mitarbeitern aus 32 verschiedenen Nationen mit Sitz in Oslo und New York und Büros in Paris, Hongkong, Innsbruck und Adelaide integrieren wir in unseren Projekten Architektur, Landschafts-, Innenarchitektur, Produkt- und Grafikdesign. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen ist eine wesentliche Antriebskraft unserer Arbeitsweise. Der inhaltliche Ansatz stammt aus einer langjährigen nordischen Tradition, die sich an humanistischen Werten wie Offenheit, Gleichheit und Großzügigkeit orientiert. Daher beginnt jedes Projekt mit einem Workshop. Die dabei erarbeiteten Ideen und Werte führen dann wie ein roter Faden durch den gesamten Projektverlauf.
Dieser inhaltliche Ansatz zeichnet sich auch im Firmennamen ab, richtig?
Jette C. Hopp: Stimmt. Seit über 30 Jahren leiht sich Snøhetta den Namen eines norwegischen Berges, welcher 2.286 Meter hoch ist. Wir bezeichnen Snøhetta als einen Ort, von dem niemand stammt, zu dem aber jeder hingehen kann. Dieses Bild beschreibt sehr deutlich unsere kollektive Grundhaltung, die als ein kollaboratives Architektur- und Landschaftsnetzwerk begann, und seit 1989 einer transdisziplinären Denkweise treu bleibt.