Visual Citizens
Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Die digitalen Welten des Design-Duos Visual Citizens sind poetisch, surreal- visionär und wollen doch etwas ganz Konkretes – dem Wohnen der Zukunft einen aufregenden Raum geben.
Es fühlt sich an wie Poesie in den Augen: ein Platz im Nirgendwo, eingetaucht in das rötliche Licht der Abendsonne. Eine Interieur-Oase in mattem Pastell, aus rosafarbenem Satin, weichen Kissen und Polstern. Ganz sanft schaukelt das Wasserbett am Ufer, umrandet von Seerosen und stillen Felszügen. Ist das fantasievolle Bild nun eine Inszenierung der Realität oder doch ein digitales Meisterwerk? Willkommen in der Welt von Visual Citizens. Ein privates und berufliches Duo, das am Computer surreale Raumträume kreiert. Sie selbst nennen es ein Spiel zwischen Traumwelten und Zukunftsideen. Dass man beim Betrachten ins Wanken kommt, ist von Shali und Adam Kelly gewollt. Sie öffnen damit ein Fenster in die Interieur-Welt der Zukunft oder zumindest die schönste Vision davon. Beide haben sich in Barcelona kennengelernt – sie machten ein Praktikum im gleichen Architekturbüro. Shali stammt aus Südafrika, Adam aus Schottland. Nach dem Abschluss in Urban Design und Architektur an der Universität Edinburgh, lebte das Paar eine zeitlang bei Shalis Familie in Kapstadt und gründete 2018 sein gemeinsames Designbüro. Zurück in Europa wollten beide mehr von der nordischen Designsprache lernen. Doch eine langwierige Krankheit bremste Shali aus. Sie war ans Bett gefesselt und konnte nicht reisen. „Ich habe damals meine Lebensweise drastisch geändert. Ich hatte nun gezwungenermaßen viel Zeit zu Hause in Rotterdam und begann an einigen Renderings zu arbeiten.“ Das Faszinierende: Auch Shalis Sicht auf Design begann sich zu verändern.
Ich entwarf am Computer diese surrealen Orte und Umgebungen. Es war fast so, als würde mein Wunschdenken eine Welt bauen. Was hätte ich dafür gegeben, dort zu sein! Es waren richtige Zufluchtsorte.
Partner Adam war sofort begeistert von ihrer Arbeit – von der Grenzenlosigkeit der Ideen und den digitalen Möglichkeiten. Heute arbeiten beide von ihrem Büro in Rotterdam aus ausschließlich an digitalen Traumlandschaften. Warum sind sie in der virtuellen Realität geblieben? „Das digitale Design erlaubt uns, ein Medium zu nutzen, das nicht so eingeschränkt ist wie die klassische Architektur. Wir tauchen ein in Bereiche wie Raum- und Interieur-Design, bauen Lichtquellen, skulpturale Dinge, nutzen Wandmalerei und Landschaftsbau“, ergänzt der studierte Architekt Adam. Ihre Vision an surrealen Orten entstehen zu lassen, dramatisches Licht zu setzen, diese Dinge wären in der klassischen Architektur nur eingeschränkt möglich. Die Freiheit, traditionelle Orte neu zu erfinden, ist Antrieb und Stärke zugleich.