Zum fair Naschen
Ein niederländischer Journalist wird Schoko-Hersteller. Doch nicht allein des Genusses wegen: Das Label Tony's Chocolonely will Kinderarbeit und Sklaverei aus der Schokoladen-Industrie verbannen – weltweit.
Ist die poppige Verpackung erst aufgeblättert, liegt sie köstlich vor einem – und sieht doch ganz anders aus als herkömmliche Schokoladentafeln. Warum sind die Stücke so seltsam ungleichmäßig groß? „Solange die Schokoladen-Industrie von Ungleichheit dominiert ist, wird auch unsere Tafel so bleiben“, sagt Henk Jan, Chocolate Chief Officer von Tony’s. Die unfaire Profitaufteilung, das ist Tony’s Anliegen.
Aber von vorn: Für eine TV-Reportage recherchierte der Journalist Teun van de Keuken in der Schokoladen-Industrie und erfuhr, unter welchen unmenschlichen Bedingungen Kakao produziert wird. 2,3 Millionen Minderjährige leisten in Ghana und an der Elfenbeinküste dafür Kinderarbeit. 30 000 Kinder und Erwachsene sind sogar Opfer von Menschenhandel oder Zwangsarbeit – im Grunde nichts anderes als moderne Sklaverei. Die Ursache liegt in den Einkaufspreisen von Kakaobohnen, die große Konzerne so schmerzhaft niedrig wie möglich halten. Die Kakaobauern erhalten einen einheitlichen Preis ab Hof pro Kilo – zu wenig, um professionell arbeiten zu können und die Qualität ihrer Ernte zu verbessern. Ihnen bleibt nichts übrig, als ihre Ware für den spärlichen Erlös zu verkaufen; sie geraten in eine Armutsfalle, die Kinderarbeit und Abhängigkeit zur Folge hat.