Zu Hause in der Welt: Greg Livernois
Seit über sechs Jahren hat Greg keinen festen Wohnsitz. Die Orte, an denen er seinen Van abstellt, bestimmen seine Auftraggeber. Der Individualist arbeitet nämlich dort, wo er Kost und Logis bekommt und das ist meist im sonnigen Kalifornien. Auch er ist mit Laptop ausgestattet, verdient sein Geld aber vor allem durch sein handwerkliches Können – ein Talent, das im digitalen Zeitalter sehr gefragt ist und Greg die Möglichkeit gibt, ein unabhängiges Leben ohne Bindung zu führen.
Wie kam es dazu, dass du Wohnung gegen Van getauscht hast?
Es war keine bewusste Entscheidung, sondern ist eher passiert. Während ich bei einem Seminar in Philadelphia war, beschloss mein Vermieter, sein Haus zu verkaufen. Ein Kumpel, der zu dieser Zeit eine Wohnanlage in Nevada verwaltete, stellte mir kostenlos ein Apartment zur Verfügung. Von da ging es irgendwann weiter nach Washington zu einer befreundeten Familie, dann zu meinem Bruder nach Denver, Colorado. Überall, wo ich war, konnte ich mich nützlich machen – gleichzeitig genoss ich die Zeit, die ich mit Freunden und Familie verbrachte.
Und dabei hast du Gefallen am unabhängigen Lebensstil gefunden …
Ja, ich entdeckte mehr und mehr das Abenteuer und fand es bereichernd, mich frei zu bewegen. Ich stellte aber auch fest, dass ich an Dingen festhielt, die ich gar nicht brauchte. Innerhalb eines Jahres verkaufte oder verschenkte ich den Großteil meiner Sachen.
Was ist geblieben?
Meine Werkzeuge. Außerdem habe ich eine Notfallausrüstung in meinem Minivan, Campingausstattung, ein Jagdmesser, drei Schlafsäcke für unterschiedliche Temperaturen, eine Kühlbox. Die funktioniert übrigens auch als Tisch, denn ich kaufe inzwischen Dinge, die einen doppelten Zweck erfüllen und praktisch sind für unterwegs. Wie knitterfreie Hosen und Hemden. Die wähle ich nach Farben aus, die möglichst zu allem passen.
Wie reagiert dein Umfeld auf dein Nomadentum?
Unterschiedlich. Die einen sind neugierig, andere neidisch, weil sie sich nach dieser Art von Freiheit sehnen, wieder andere finden mich seltsam oder reagieren mit Aggression. Einmal wurde ich im Van sogar zusammengeschlagen. Allerdings schlafe ich selten im Auto, da die meisten Leute mir ihr Haus öffnen und zumindest eine Couch anbieten.