Zu Hause in der Welt: Martijn Doolaard
Vor vier Jahren tauschte der Grafikdesigner seinen Bürostuhl gegen den Fahrradsattel und machte sich auf den Weg von Amsterdam nach Singapur. Was er auf mehr als 16.000 Kilometern durch 18 Länder erlebte, schildert der Rad-Nomade in dem Bildband „One Year on a Bike.“ Seit 2017 ist er wieder auf Tour, diesmal von Vancouver nach Patagonien. Inzwischen arbeitet Martijn von unterwegs und hat kein Budget- oder Zeitlimit für seine Rückkehr.
Warum erkundest du die Welt mit dem Rad und nicht mit dem Auto oder – wie es zum Klischee vom Holländer passt – mit dem Wohnwagen?
Mit dem Fahrrad zu reisen, bedeutet für mich Intensität und Einfachheit. Man erlebt Orte sehr stark, spürt den Wind, die Hitze, die Kälte… ist mit allen Sinnen dabei. Fährt man durch ein Dorf, schaut man den Leuten in die Augen und unterhält sich. In einem Auto ist man abgeschotteter von solchen Erfahrungen. Ein weiterer Vorteil dieser Art der Fortbewegung: durch den intensiven körperlichen Einsatz wird man sehr fit und kann essen, was man will – es wird sofort verbrannt.
Was befindet sich in deiner Satteltasche?
Alles, um hundertprozentig unabhängig zu sein. Ich kann eine Mahlzeit kochen, bei eisigen Temperaturen mitten in der Wüste übernachten und auch mein Fahrrad reparieren, wenn etwas kaputt geht. Meine Kamera ist wichtig, um die Naturschönheiten einzufangen. Unentbehrlich sind Smartphone und Laptop, um meine Arbeit zu erledigen, zu navigieren und mit der Welt verbunden zu bleiben.
Auf deinem Blog ist zu lesen, dass du dich mehr und mehr überall zu Hause fühlst. Nimmt die Bedeutung von Heimat ab, wenn man so lange unterwegs ist?
Je länger man reist, desto flexibler wird das Zuhause. Ich liebe es, in die Niederlande und zu meiner Familie zurückzukehren, denn das ist ein großer Teil von mir. Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, wir gingen jeden Sommer campen und fischen. Ich denke, dass meine Wertschätzung für die Natur daher kommt. Aber ich muss nicht dort bleiben, um alt zu werden. Das Leben ist zu kurz und die Welt zu groß dafür.