Susanne Brandherm leitet gemeinsam mit Sabine Krumrey das Interior Design Büro brandherm + krumrey. Bevor die Innenarchitektin bei unserem Netzwerkformat ReFraming Architecture zu Gast ist, haben wir mit ihr über Designlieblinge, neueste Projekte und kreative Orte gesprochen.
Susanne Brandherm gründete gemeinsam mit Sabine Krumrey 1999 das Büro brandherm + krumrey interior architecture mit Dependancen in Köln und Hamburg. Das mehrfach ausgezeichnete Team aus Innenarchitekt:innen, Architekt:innen und Grafiker:innen realisiert ganzheitliche Projekte aus den Bereichen Hospitality, Office sowie Healthcare und liefert dabei konzeptionelle Denkansätze für überraschende Raumgestaltung. Für die studierte Innenarchitektin Brandherm ist entscheidend, dass sich die unterschiedlichen Genre gegenseitig befruchten und das Know-How aus dem Bereich Hotel beispielsweise bei der Bauaufgabe Privatklinik zur Anwendung kommen kann. Der Architekturjournalist Dirk Meyhöfer betitelte die Arbeiten des Büros brandherm + kurmrey im Jahrbuch Architektur in Hamburg 2022/23 als „Zeitlos auf der Höhe der Zeit“ und findet damit passende Worte für das umfangreiche Projektportfolio.
Initialzündung?
Ich war schon immer eine "Gestalterin" ob mit Lego oder der Kreation Lebensorten auf dem Papier oder auf dem Basteltisch. Mein Vater hat immer fantasievolle Geschichten erzählt, vielleicht deshalb? Nach einem sehr schlechten Realschulabschluss lernte ich eine andere "Schulwelt" an der Fachoberschule für Gestaltung kennen, diese schloss ich mit Bravour ab und bekam damals sofort einen Studienplatz an der Fachhochschule in Detmold für Innenarchitektur. Das größte Glück hatte ich dann noch Jahre später, in dem ich Sabine Krumrey kennenlernte und wir uns „gesehen und gefunden“ hatten.
Liebstes Designstück?
Meinen Eames Bird... ein lieber Hausgast. Ich habe ihn in zwei Oberflächen, einer steht zu Hause und einer in meinem Büro.
Kreativster Ort?
Das ist unterschiedlich. Ich begebe mich sozusagen in einen Mood Status, das kann zu Hause sein, im Büro oder an einem dritten Ort. Ich kann nicht auf Knopfdruck kreativ sein, ich brauche meinen Rückzug und meine Zeit, gerne kann es dann auch gemütlich sein. Im Arbeitsalltag bekomme ich das meist nicht integriert.
Helden?
Helden? Eher beeindruckende Personen: Im beruflichen Ray und Charles Eames, die so viel Zeitlosigkeit geschaffen haben. Audrey Hepburn...eine tolle Frau. Im privaten meine Tante Edith, die gar nicht mit Tante ist. Schon in den 50er Jahren war es ihr wichtig, ein selbstständiges, unabhängiges Leben zu führen. Sie war mit Onkel Günter verheiratet, der kleiner und jünger ist. Tante Edith war eine Power Frau, die viel unterwegs war, immer auf der Höhe der Zeit. Ich hatte großen Respekt vor ihr und sie hat mich sehr tief mit ihrem Selbstbewusstsein beeindruckt.
Stil?
Zeitlos, ohne Schnörkel und doch immer persönlich.
Lieblingsmaterial?
Das kann und darf wechseln. Wir mögen sehr gerne Texturen; das kann auf dem Textil oder einem starren Oberflächenmaterial sein. Die Haptik ist uns wichtig.
Markante Wohnorte?
Für mich immer wieder Häuser von John Lautner. Innen- und Außenraum in einem Guss.
Arbeitsplatz? Kreatives Chaos oder aufgeräumtes Genie - zeigen Sie uns Ihren Schreibtisch.
...kommt darauf an, in meinem kreativen Mood eher Chaos... ich mag meinen Lieblingszeitschriften und Bücher um mich herum. Auf dem Foto habe ich aufgeräumt ;-)
Charakterstück?
In jedem Projekt steckt etwas von mir drin. Vor 20 Jahren haben wir noch jedes Detail
selber ausgearbeitet, heute ist es anders. 2000 planten wir das 4711 Museum...ein Meilenstein für uns.
Inspiration? Was hat Sie zuletzt inspiriert? Vielleicht haben Sie einen Schnappschuss gemacht...
Unsere Reise mit dem gesamten Team nach Venedig im September. Großartig!
Dauerbrenner? Designikone, Song, Buch oder Film - zeigen Sie uns Ihren absoluten Klassiker.
Designikonen sicherlich einige! Song: "September" von Earth Wind Fire, Film: "So wie wir waren" mit dem legendären Paar Barbara Streisand und Robert Redford, Buch: „Der unvollendete Palazzo“ von Judith Mackrell.
Neuheiten und Trends? Zeigen Sie uns Ihr jüngstes Projekt und verraten Sie uns, welches Trends für die Zukunft Sie prägen...
Mit dem Begriff Trend gehe ich vorsichtig um, denn ein Trend hat eine Lebensdauer und ist irgendwann out. Sicherlich prägt es uns sehr, dass die Lebensorte heute anders definiert werden, grundsätzlich flexibler sind und sich über ein breiteres Spektrum erstrecken. Vielleicht als Beispiel die Betriebsgastronomie für die MTU, hier wurde ein Ort geschaffen der Rückzugsmöglichkeiten bietet und eine behagliche Atmosphäre schafft. Dies bei 850 Sitzplätzen.