Prof. Dr. Axel Buether ist Architekt, Farbexperte und Professor für "Didaktik der visuellen Kommunikation" an der Bergischen Universität Wuppertal. Am 19. Oktober spricht er beim ReFraming Architecture Livetalk im stilwerk Düsseldorf zum Thema "Healthy Spaces". Wir haben vorab mit ihm über seine Helden, Designlieblinge und vieles mehr gesprochen.
Prof. Dr. Axel Buether ist einer der renommiertesten Farbforscher im deutschsprachigen Raum und Begründer der modernen, evidenzbasierten Farbpsychologie. Der studierte Architekt promovierte an der Universität Stuttgart mit der Arbeit „Grenzbereich von Wahrnehmungspsychologe und Gestaltung“. Nach Rufen an die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und die Hochschule Hannover lehrt er seit 2012 an der Bergischen Universität Wuppertal zur „Didaktik der visuellen Kommunikation“. Im Zentrum des von ihm gegründeten Instituts für Farbpsychologie steht die Wirkung des Umweltfaktors Farbe auf das Erleben und Verhalten sowie das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen. Neben Fachvorträgen betreut Axel Buether zahlreiche Architekturprojekte; zuletzt verantwortete er bspw. das Gestaltungskonzept Oberflächenfarben – Lichtfarben für die Epilepsiestation des Hepatha Diakonie Klinikums ins Schwalmstadt-Treysa oder die Neugestaltung der Helios Privatkliniken nach dem Prinzip der Healing Architecture.
Initialzündung?
Ich habe meinen Berufsweg in jungen Jahren mit einer handwerklichen Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer begonnen. In den Kirchen und Kathedralen war ich so von den Wirkungen der Atmosphäre fasziniert, dass ich mich zu einem Architekturstudium entschlossen habe. Danach gab es viele wichtige Stationen, wie z.B. die Architectural Association London mit meinem Lehrer Ben van Berkel, der gewonnene Wettbewerb für den Bertelsmann Pavillon auf der Expo 2000, meine erste Professur "Farbe Licht Raum" an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein oder die letzten Jahre, in denen ich zur Atmosphäre von Gesundheitsbauten geforscht habe.
Stil und liebstes Designstück?
Mein Haus steckt voller Lieblingsstücke, denn es ist ein Altbau aus der Gründerzeit, sehr schmal und hoch, in dem moderne Designermöbel ganz wunderbar zur Wirkung kommen. Wenn ich mich im Haus fotografieren lasse, dann sucht sich der Fotograf immer ein Sofa aus, das mit den Farben meiner Kleidung ganz selbstverständlich zusammenpasst. Der Innenraum ist bei mir die Erweiterung der Körperhülle, integrativer Bestandteil der eigenen Identität. Zu sehen ist das Tufty Too von B&B, Design Patricia Urquiola, natürlich in einem wunderbaren Dunkelviolett.
Lieblingsplatz zu Hause?
Das ist mein Platz in der Küche, der viel Morgensonne hat.
Kreativster Ort?
Ich habe Ihnen kurz ein Foto von meinem kreativsten Ort gemacht, an dem ich Bücher schreiben und Projekte planen kann.
Helden?
Ich bin während meiner Doktorarbeit auf ein Buch von Robert Kurson gestoßen, der das Leben von Mike May beschreibt, der in seiner Kindheit erblindet ist und vierzig Jahre später nach einer Operation völlig neu sehen lernen musste. Das hat mich sehr beeindruckt und dazu bewegt, meine Doktorarbeit, die zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere hundert Seiten lang war, komplett neu anzufangen. Der Titel ist „Semiotik des Anschauungsraums.“, was bedeutet, dass der uns umgebende sichtbare Raum ein Konstrukt unseres Gehirns aus Licht und Farbe ist, ein Sprachsystem, was die Aufgabe hat, unser Erleben und Handeln zu steuern. Hierdurch ist klar, dass jeder Mensch eine andere Welt vor sich sieht, die er durch Bildung, z.B. Reisen, die Schulung der Wahrnehmung oder eben auch schöne Dinge erweitern kann. Helden sind für mich Menschen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen und andere daran teilhaben lassen, davon gibt es in jeder Generation immer wieder einige, für mich z.B. die amerikanische Regisseurin und Drehbuchautorin Sofia Coppola (Lost in Translation, Marie Antoinette), den Maler Mark Rothko mit seiner wunderbaren Farbfeldmalerei oder die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk (Schlafen werden wir später. und Die hellen Tage.).