Ein Bad im Wald. Auf geht's, Bäume umarmen. Das Immunsystem freut sich.
Foto: Michael Kran, Unsplash
Text: Stephanie Neubert
In Japan gehört Shirin Yoku – zu Deutsch: heilsames Waldbaden – offiziell zur Gesundheitsvorsorge für gestresste Großstädter. Die medizinische Wirkung von Kiefer und Co. auf Körper und Geist wird dort seit Jahrzehnten erforscht. Studien ergaben: Schon nach einer Stunde zwischen grünen Riesen und Vogelgezwitscher sinken nicht nur die Stresshormone im Körper, sondern auch Blutdruck und Pulsfrequenz. Wir werden ruhiger und entspannter, fühlen uns erfrischt und emotional stabiler. Darüber hinaus hat Waldbaden einen positiven Einfluss auf Schlaf und Immunsystem.
Doch worin unterscheidet es sich von einem normalen Spaziergang? Es geht darum, den Wald und sich selbst zu spüren – mit allen Sinnen, langsam und ohne konkretes Ziel. Die Schuhe ausziehen und den Boden spüren, die Augen schließen, der Umgebung lauschen, tief durchatmen. Diese für unsere Zufriedenheit so wichtige Verbindung mit der Natur ist uns schon lange verloren gegangen. Heute verbringen wir 90 Prozent unserer Lebenszeit in Gebäuden, in immer größer werdenden Städten. Hinzu kommt, dass wir mit einem noch nie dagewesenen Tempo dauerhaft reizüberflutet durchs Leben hetzen und unserem Gehirn keine Pausen gönnen. Im Wald legen wir unsere Rollen ab und können wieder wir selbst sein.
Seit einiger Zeit ist der Trend auch in Deutschland angekommen, etwa im Kur- und Heilwald auf Usedom. Hier lernen Gäste, wie sie mit körperlichen oder meditativen Übungen den Wald als Therapiezentrum nutzen. Experten empfehlen dazu, die Natur grundsätzlich mehr in den Alltag zu integrieren. Also statt sich mittags teilnahmslos vor dem Computer ein Sandwich reinzuschieben, lieber raus in den Park gehen. Nur eine halbe Stunde am Tag kann die Selbstheilungskräfte enorm motivieren.